Pressemitteilung vom 26.08.2019 zum Gutachten von Prof. Fischer gegen die Gemeinnützigkeit von eGaming
Das Institut für Medienverantwortung und der Verein Mediengewalt – internationale Forschung begrüßen das kritische Gutachten von Prof. Dr. Peter Fischer und erneuern ihre Forderung, das für die IT-Branche betriebene Lobbying innerhalb wie außerhalb des Bundestages endlich einzustellen.
Der Deutsche Olympische Sportbund hat ein Gutachten zum Thema eGaming und Ge-meinnützigkeit in Auftrag gegeben und am 10. August 2019 das Ergebnis erhalten. Prof. Dr. Peter Fischer, Rechtanwalt und Vorsitzender Richter am Bundesfinanzhof , hat die ökonomischen wie bildungspolitischen Voraussetzungen zur angestrebten Anerkennung des sog. eSports untersucht und kommt zu einem vernichtenden Urteil – die Kriterien für eine Gemeinnützigkeit sind nicht erfüllt.
Warum könnte der DOSB etwas gegen die Anerkennung von eGaming als gemeinnütziger Sportart haben?, mag sich der Laie fragen, der gerne für sein Kind steuerbegünstigte Vereinsbedingungen hätte. Tatsächlich würden viele Vereine gerne ihr Portfolio in Richtung Computerspiele steuerbegünstigt erweitern. Aber aus Sicht des Sportverbands würde eine solche Anerkennung den Sportbegriff verwässern. Dies bestätigt das Gutachten.
Da für uns, als im Bereich Medienbildung tätige Organisationen, besonders der Aspekt der pädagogischen und bildungspolitischen Fragen von Bedeutung ist, weisen wir auf zentrale Stellen im Gutachten hin und untermauern damit unsere Forderung die Bildungsaspekte in den Vordergrund und die Technisierungsaspekte in den Hintergrund zu stellen, bzw. diese an den Vorgaben und Bedingungen für erfolgreiches Lernen auszurichten.
Prof. Fischer entlarvt fast beiläufig die PR-Strategien der Computerbranche und ihrer Für¬sprecher – etwa, wenn er die Instrumentalsierung von Zielen wie „Bildung“, „Jugendkultur“ und „Medienkompetenz“ entblößt. Damit liefert der Gutachter selbst einen Beweis für die Medien¬¬kompetenz, die wirklich angestrebt sein sollte und die nicht im Fokus der Industrie und ihrer Lobbyisten steht. Der Verfasser des Gutachtens weist auf fehlende Kernaspekte von gesundheitsförderndem Sport in Bewegung, auf die Bevorzugung von Gewalt- statt Sportspielen sowie auf eine in diesem Zusammenhang attestierte Suchtgefahr hin.
Auch dem verbreiteten Trick, für die Digitalisierung als Bildungschance zu werben, erteilt der Experte eine Absage:
„Auch in der aktuellen Bildungspolitik spielen die Anforderungen einer ständig zunehmend digitalisierten Gesellschaft eine Rolle. (…) Dadurch, dass man einem Erstklässler ein Tablet in die Hand drückt, will man sich davon dispensieren, ihm die existenznotwendigen Kulturfertigkeiten beizubringen: Rechtschreibung in flüssiger Schreibschrift, Kopfrechnen, die Fähigkeit, sich mündlich und schriftlich gramma¬tikalisch korrekt auszudrücken und ein Gedicht auswendig zu lernen. Das Stichwort der Digitalisierung ist Blendwerk, weil damit Anderes gemeint ist als das Herum¬wischen auf einem Bildschirm.“
Hiermit geht der Gutachter über das Anliegen der Lobbyisten, eGaming als Teil einer not-wendigen Digitalisierung zu erachten, hinaus und weist auf das Problem der zu frühen Einführung technischer Hilfsgeräte hin, die Kinder in sensiblen Entwicklungs¬phasen auf¬grund der einfachen Bedienung – Stichwort: Sprachdienste – vom Erlernen grundlegender Kultur¬techniken abhalten und damit echte Bildung behindern.
Wir veröffentlichen diese Erklärung in großer Trauer um den Vorsitzenden des Vereins gegen Mediengewalt, Dr. Werner Hopf, der kürzlich unerwartet verstarb. Damit bezeugen wir gleichzeitig unsere Bereitschaft, in seinem Sinne den Kampf um die sozial-wirksame Bildung fortzuführen.
Prof. Dr. Sabine Schiffer Prof. i.R. Dr. Dr. Günter Huber
Institutsleitung 2. Vorsitzender
Institut für Medienverantwortung Mediengewalt – internationale Forschung e.V.