Geldfluss und Forschungsergebnis

Wenn man den Geldflüssen von Unternehmen wie Microsoft, Nintendo und Electronic Arts (EA) folgt, die im Bundesverband Interaktiver Unterhaltungssoftware (BIU) vertreten sind, wird vieles klar. Der BIU fährt eine ausgeklügelte PR-Strategie: Selbstfinanzierte Studien, geförderte „Wissenschaftler“, Wettbewerbe und Preise, gute Pressearbeit gekoppelt mit Lobbying auf Regierungsebene und im Bundestag. Aktuell befindet sich eine Spiele-Stiftung in Gründung, die der BIU zusammen mit G.A.M.E., dem anderen großen Verband der Computerspielbranche, schafft (vgl. Kopaed).  Dementsprechend bleiben die Ratschläge auf schau-hin.info verhalten und vage. Manches ist nützlich, wie zum Beispiel die Informationen über App-Fallen und die Möglichkeiten mit dem Handy zu arbeiten. Insgesamt bleibt die Plattform dem möglichst frühen Konsum verpflichtet. Vielleicht sind es gar für Eltern ohne jegliche Gedanken zum Thema nützliche Hinweise. Für eine kritische Auseinandersetzung mit den relevanten Fragen rund um Mediennutzung und -erziehung sollte man das Angebot nicht halten. (…)

Follow the Money gilt auch bei der Bewertung von Forschungsergebnissen…

Gute Vernetzung begünstigt wirksames und erfolgreiches Productplacement. So stellen sich etliche Vertreter dieser Entertainment-Industrie als ratgebende Partner an die Seite von Bildungseinrichtungen und Beratungsangeboten (Bundeszentrale für politische Bildung, Schulen ans Netz e. V., Lehrer-Online, usw). Die Entertainment-Industrie unterstützt und fördert bewusst diese Bildungs- und Lehrportale, bietet sich doch reichlich Raum, um sich seriös darzustellen und zu vermarkten. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWI) sowie das Familienministerium (BMFSFJ) stützen Angebote wie die Stiftung-Digitale-Chancen, wie auch die Microsoft-Initiativen Schlaumäuse-Kindergärten und Schulen-ans-Netz. Die Stiftung-Digitale-Chancen verfährt wie alle Marketing-Instrumente in diesem Sektor. Sie schafft Events und damit Medienereignisse und inszeniert Jugendschutz, etwa mit dem Youth Protection Roundtable, der Anfang April 2009 in Berlin ausgerichtet wurde. Und natürlich sind auch dort die üblichen manipulativen Spins zu erwarten wie etwa „es geht nicht anders“ und „die Kinder dürfen nicht ausgeschlossen werden“ aus den „social communities“ im Netz und überhaupt, alles sei so „innovativ“ und „zeitgemäß“ – quasi eine Naturgewalt. Natürlich steht hier nicht die komplexe Bildungsfrage im Vordergrund. Zu erwarten sind eher mehr als weniger Feigenblätter in Form von „Maßnahmen“, die keinem Anbieter weh tun und die Eltern erst einmal beruhigen. (…)

Das Spielraum-Institut der FH Köln und sein Mitinitiator Jürgen Fritz sind schon öfters in die Schlagzeilen geraten. Zu offensichtlich liefern sie die gewünschten Ergebnisse ihrer Förderer mit einem jährlichen Förderbetrag von 250.000 Euro. Sie fordern mehr „Medienkompetenz“ von Eltern, allerdings meinen sie damit nur, diese zum PC-Spielen zu animieren. Da Kollege Winfred Kaminski des Plagiats in seinem Beitrag zum Sammelband Computerspiele(r) verstehen des Herausgebers Jürgen Fritz überführt wurde, musste die Bundeszentrale für Politische Bildung (bpb) das Buch aus dem Programm nehmen.

aus: Kapitel 1 von Schiffer, Sabine (2013): Bildung und Medien. Was Eltern den Pädagogen wissen müssen. HWK-Verlag.